( Leseprobe aus dem Buch -> )

An ganz andere Zeiten erinnern sich viele Bewohner in Muffendorf, einem Ortsteil oberhalb von Bad Godesberg. Hier wohnten Diplomaten, Wirtschaftsbosse und viele Beamte. Wer in den 60er- und 70er-Jahren nachts in Bonn vor verschlossenen
Lokalen stand, den zog es nach Muffendorf ins „Underground“.
Allein der Name dieser Kultkneipe ließ Eltern erschaudern und
bereitete ihnen schlaflose Nächte.
Im Oktober 1969 eröffnete Juppi Schäfer in einer ausgedienten
Scheune im hinteren Teil des Gasthauses „Zur Post“ das berühmt-berüchtigte „Underground“. Die neue Szenestätte hatte
nicht nur Fans. Oft stand das Ordnungsamt wegen Ruhestörung
vor der Tür.
Auch die Bauaufsicht kam zu Kontrollbesuchen vorbei, denn
Juppi Schäfer nahm es mit den gesetzlichen Vorschriften nicht
so genau. Bei einer maximal zugelassenen Kapazität von 360
Personen war der Saal des Underground, der teilweise mit Matratzen ausgelegt war, überfüllt. „Da kamen Leute aus Dortmund,
Wuppertal und weiß ich woher. Sie kamen freitags, schliefen
im Saal und fuhren sonntags wieder weg. Es war eine richtige
Gemeinschaft“, so beschreibt der Wirt die damalige Situation.
Schäfer gelang es, die Crème de la Crème des Rocks in das
beschauliche Muffendorf zu locken. So spielten unter anderem
„Can“, „Amon Düül II“, „Grobschnitt“, „Harmonia“ und „Uriah
Heep“ in der umgebauten Scheune. Sogar die heutige Kultband
„Queen“ stand eines Tages mit ihrer Plattenfirma unangemeldet
vor Schäfers Tür und wollte im Underground spielen.
Der Eintritt kostete zwischen fünf und sieben Mark. Es gab eine
Teestube und einen Fernseh- und Leseraum. Und Haschisch.
Wie eine Zeitzeugin, die damals als Jugendliche mit ihren Eltern oberhalb von Muffendorf lebte, versichert, roch der ganze
Ort nach Haschisch. Sicherlich einer der Gründe, warum das
Underground nach fünf Jahren wieder schließen musste. Der
ständige Ärger mit den Nachbarn und den Ordnungsbehörden
führte schließlich zum Aus.